Demografie Deutschlands

Karte der Geburtenrate in deutschen Landkreisen, Kinderanzahl je Frau (Fertilitätsrate) im Durchschnitt der Jahre 2017–2019. Bei einer Entwicklung, in der die Geburtenrate die Sterberate ausgliche, läge sie im Schnitt bei etwa 2,1. Diesen Wert erreichte während dieses Zeitraums kein Landkreis in Deutschland.
Karte der Bevölkerungsdichte in Deutschland (2022).

Die Demografie Deutschlands betrachtet die Wirkung natürlicher und künstlicher Veränderungsfaktoren auf die Bevölkerung in Deutschland. In der Wissenschaftsdisziplin Demografie werden die Bevölkerungszusammensetzung und -entwicklung beobachtet, beschrieben, Statistiken auch grafisch aufbereitet und nach Erklärungen für längerfristige Veränderungen gesucht. Nach den neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes beträgt die Einwohnerzahl Deutschlands 84.607.016 (30. September 2023).[1] Deutschland ist damit nach Russland das zweitbevölkerungsreichste Land Europas und das 19.bevölkerungsreichste Land der Welt. Die Geburtenziffer wurde im Jahr 2021 mit 1,58 angegeben[2], was weit unter der Ersatzrate von 2,1 liegt. Deutschland hatte lange Zeit eine der niedrigsten Geburtenziffern der Welt von etwa 1,3 bis 1,4; in den letzten Jahren ist ein kleiner Anstieg zu verzeichnen.[3] Wegen der niedrigen Geburtenrate gab es in Deutschland seit 1972 in jedem Jahr mehr Sterbefälle als Geburten,[4] was bedeutet, dass 2022 das 51. Jahr in Folge war, in dem die deutsche Bevölkerung ohne Zuwanderung zurückgegangen wäre. Es ist das einzige Land der Welt, das einen solchen langfristigen natürlichen Bevölkerungsrückgang verzeichnet. Der Rückgang wurde durch die Zuwanderung etwas abgemildert: 2022 lag der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund bei 28,7 %.[5] Zu dieser Kategorie zählen Ausländer, Eingebürgerte, Spätaussiedler aus Osteuropa und deren Kinder. Bis zum frühen 20. Jahrhundert war Deutschland auch ein starkes Auswandererland mit 5 Millionen Menschen, die allein aus Deutschland in den Grenzen des Kaiserreichs im 19. Jahrhundert in die USA auswanderten, und mehr als zwei Millionen im 20. Jahrhundert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Einwanderung die Auswanderung zu überwiegen, da etwa 14 Millionen ethnische Deutsche aus den ehemaligen Ostprovinzen des Reiches und anderen Gebieten Osteuropas vertrieben wurden, von denen etwa 12 Millionen in das heutige Deutschland und mehrere Hunderttausend nach Österreich und in andere Länder gelangten, wobei mehrere Hunderttausend starben. Nach 1950 repatriierten weitere 4,5 Millionen ethnische Deutsche aus Osteuropa, insbesondere gegen Ende des Ostblocks und vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion, Polen und Rumänien.[6][7] Die massive Zuwanderung nach Westdeutschland begann in der Zeit des Wirtschaftswunders von den 1950er bis Anfang der 1970er Jahre, als Deutschland einen Arbeitskräftemangel hatte und Südeuropäer aus Ländern wie der Türkei, Italien und Spanien vorübergehend als Gastarbeiter einließ (dazu wurden Anwerbeabkommen mit der Türkei, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und weiteren Staaten geschlossen). Die Liberalisierung der Gastarbeitergesetzgebung ermöglichte es vielen, in Westdeutschland zu bleiben und sich ein Leben aufzubauen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zerfiel der Ostblock und dann die Sowjetunion; viele deutschstämmige Bürger von Ostblockstaaten (Spätaussiedler) migrierten nach Deutschland. Eine weitere große Einwanderungswelle ereignete sich, als viele Menschen vor den Jugoslawienkriegen und vor dem Bosnienkrieg (alle im ehemaligen Jugoslawien) flohen. Zugleich kamen viele Menschen aus der Türkei und beantragten in Deutschland Asyl. Die nächste große Einwanderungswelle begann nach der Osterweiterung der Europäischen Union im Jahr 2011, als Osteuropäer nun ohne Visum in Deutschland leben und arbeiten durften. Deutschland hat 2015/16 eine hohe Zahl von Flüchtlingen auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg, aber auch anderen Konflikten im Irak und in Afghanistan aufgenommen: 476.649 Asylsuchende im Jahr 2015, 745.545 im Jahr 2016 und danach rückläufig.[8] Russische Streitkräfte begannen am 24. Februar 2022 einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine und verursachten damit eine große Flucht- und Migrationswelle. Deutschland verzeichnete 2022 allein aus der Ukraine eine Nettozuwanderung von 962.000 Menschen.[9]

  1. Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht (Quartalszahlen). Abgerufen am 25. Januar 2024.
  2. Zusammengefasste Geburtenziffer nach Kalenderjahren. Abgerufen am 15. November 2021.
  3. Die Datenbank des Statistischen Bundesamtes. Abgerufen am 1. Juli 2021.
  4. Birth and Deaths. Abgerufen am 1. Juli 2021.
  5. Migrant background. Abgerufen am 1. Juli 2021.
  6. Aktuelle Aussiedlerstatistik, auf bund-der-vertriebenen.de
  7. Russia Hopes to Lure Back Ethnic Germans, auf dw.com
  8. Asylum statistics. Abgerufen am 2. Juli 2021.
  9. 1,1 Millionen Zuzüge von Menschen aus der Ukraine im Jahr 2022. In: DeStatis.de. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 29. April 2023.

© MMXXIII Rich X Search. We shall prevail. All rights reserved. Rich X Search